Über den Unsinn (2) |
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Unsinn ist ein würziger Bestandteil dessen, was man Humor nennt. Oberländer besitzt diese Würze in höheren Maße als Wilhelm Busch, der Schweizer Rudolf Toepffer ihrer mehr als Oberländer; bei Ringelnatz, dem Dichter, ist sie noch dichter. Unsinn treiben, heißt die Bausteine des Denkens spielerisch durcheinander würfeln -und völlig zweckfrei, denn hier entheiligt der Zweck die Mittel. Das Spielerische des Verfahrens besagt, daß der Unsinnmacher zwar nicht unbedingt die Ausführung, aber durchaus die Führung in der Hand behält, er stellt die Welt auf den Kopf. und siehe, sie gefällt ihm gut. Der Menschen Dasein ist mit Sinnbildern dicht umstellt - allzudicht - findet Mancher. Doch die Symboliker und Bedeutler werden es nicht leid, zeitlebens jede Erscheinung für stellvertretend anzusehen und in jedes Bild einen Sinn zu legen; alles verweist auf etwas anderes, bedeutet mehr, als es scheint, ist ein Wegweiser zum nächsten Wegweiser; die Kette hat kein Ende. |
Wenn das Staunen der Menschheit bester Teil ist, räumt der Unsinn ihm ein prächtiges Spielfeld ein. Wer Unsinn treibt, wundert sich über alles. auch über sich selber. Er lockert sich auf, er plätschert mutwillig in einem Jungborn herum und wäscht sich den Schweiß des Sinnsuchens vom Leibe. Durch den Unsinn entspannt, durch Entspannung gekräftigt. ist er bereit, aufs neue den Sinn zu suchen, selbst wenn er ihn niemals findet. |